50 Jahre TC Seeheim - Superlativ


Rollstuhltennis – eine weltweite Bewegung 

Als Geburtsstunde des Rollstuhltennis gilt das Jahr 1976, als der Amerikaner Brad Parks, der durch einen Unfall eine Querschnittlähmung erwarb, während seiner Rehabilitation erste Versuche mit Tennis im Rollstuhl unternahm. Mittlerweile ist die Disziplin eine der populärsten Rollstuhlsportarten der Welt und lässt sich ins reguläre Tennis ganz einfach integrieren. Rollitennis kann problemlos auf jedem Platzbelag ohne Änderung der Feldmaße gespielt werden. Zusätzlich kommt allerdings das Beherrschen des Sportrollstuhls dazu. Einziger Unterschied im Regelwerk: Der Ball darf zweimal aufspringen.

Nach der Gründung verschiedener nationaler und internationaler Verbände ist die Sportart seit 1992 paralympisch und seit 1998 offizieller Teil der International Tennis Federation. Seither wird der Sport immer professioneller. Derzeit gibt es rund 170 Weltranglistenturniere pro Jahr, die Grand Slams der Fußgänger wurden um Rollstuhltenniswettbewerbe ergänzt, und die Topspieler sind Vollprofis.


Rollstuhltennis im TCS 

Rollstuhltennis im TCS ist eng mit den Namen Ela Porges verbunden. Ela kam mit einer angeborenen Querschnittslähmung auf die Welt und spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Tennis. Anfangs auf dem Kinderplatz, später dann bei Bojana in einer inklusiven Tennisgruppe und immer auch mit der Familie.

Ela gehört zum TCS wie die Pergola. Ob als Spielerin oder begeisterter Fan der Medenrundenteams – der TC Seeheim ist ihr zweites Zuhause. Darüber hinaus spielt sie seit einigen Jahren nationale und mittlerweile auch internationale Turniere. Dies war auch der Impuls ein eigenes Turnier im TC Seeheim zu veranstalten. 

Die Hessischen Rollstuhltennismeisterschaften waren geboren, und  der TCS wurde 2022 stolzer Gastgeber des ersten und einzigen Turniers in Hessen. Bei der zweiten Ausgabe 2023 avancierte das Turnier – mit Ausnahme der German Open - mit 34 Teilnehmern zum größten und beliebtesten Deutschlands. Und der Weg ist noch nicht zu Ende ...


Ela goes US Open

Erstmals in der Historie der US Open gab es 2022 im Rahmen der Rollstuhlwettbewerbe auch ein Turnier der Juniors. Acht Mädchen und Jungen aus der ganzen Welt waren am Start – und Ela Porges war dabei. 

Anfangs war die Hoffnung gering, dass sich Ela qualifizieren könnte. Am 25. August war die Überraschung dann perfekt. Dank einer Absage schaffte sie es ins Feld. Genau zwei Wochen vor Turnierstart begann der Stress: Flüge, Hotel, Akkreditierungen, Schulbefreiung, Reisepässe, ESTA – alles musste organisiert werden. Kaum zu glauben, aber zehn Tage später saßen Ela, Mama und Papa im Flieger nach New York.

Dort ging das Abenteuer weiter. Bei Dauerregen, 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und 30 Grad ging es vom Flughafen JFK nach Manhattan ins Spielerhotel. Es war dunkel, laut, dreckig und überfüllt - dennoch waren die Eindrücke unfassbar aufregend. Der nächste Tag war freundlicher - und war für Ela nicht minder vollgepackt mit „ersten Malen“. Nach dem ersten Langstreckenflug und dem ersten Mal USA folgten das erste Sign in, der erste SUV-Transfer ins Billie Jean King Tennis Center, die erste Reservierung eines Practice Courts, das erste Training, die erste Pasta im Spielerbereich…

Das Turnier und die Atmosphäre sind einzigartig. Einzigartig laut, dank Musikbeschallung und Einflugschneise des Flughafens, einzigartig in den Dimensionen und einzigartig, was die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen angeht. In New York feiert man Tennis. Es werden grundsätzlich Sportler unterstützt, egal welcher Nationalität sie angehören und ob sie Weltstars, Nachwuchsspieler oder Rollstuhlfahrer sind. 

Tennis hat Ela auch gespielt. Gegen die Nummer eins des Turniers konnte sie leider nichts ausrichten. Dennoch war ihre Leistung richtig gut. Besser lief es im Doppel. Mit ihrer Partnerin stand sie sogar kurz vor dem Gewinn eines Satzes. Leider fand die Zeit bei den US Open somit nach drei Tagen ein Ende. Dafür blieb aber Zeit, um bei strahlendem Sonnenschein die Stadt zu erkunden. Eine Bootstour rund um Manhattan, Mittagessen in Hell’s Kitchen, das Empire State Building, ein Besuch im Museum of Modern Art – es hätte schlimmer kommen können. 

Am Sonntag ging es zum Flughafen, wo Ela am Gate den Sieg von Carlos Alcatraz bestaunen durfte. Kaum zu glauben, dass sie für eine kurze Zeit ein winzig kleiner Teil dieser Welt war.